Wir unterstützen das Benediktinerinnenkloster in Babété mit seinem Waisenhaus St. Benoît in Kamerun. Der Kontakt entstand über unsere Mitglieder Jens und Christa Herbst, die regelmässig das Kloster besuchen.
Gerne können Sie unser Projekt mit Ihrer Spende unterstützen.
Hier unser Spendenkonto:
Weltladen Flein-Talheim, IBAN DE39 6206 2643 0044 9410 13, Stichwort: Waisenhaus in Kamerun.
Selbstverständlich erhalten Sie eine Spendenquittung. Bitte geben Sie uns Ihre vollständigen Kontakdaten an!
Der Weltladen in Flein, das Kloster Babété in Kamerun und ein „vergessener Krieg“
Seit vielen Jahren gibt es eine besondere und enge Beziehung zwischen Weltladen und Kloster. Christa und Jens Herbst, seit langem engagiert im Weltladen, pflegen seit vielen Jahren eine engagierte und sehr persönliche Freundschaft zu den Schwestern mit regelmäßigen Besuchen vor Ort. Nach langer Coronapause hatten sie im vergangenen Jahr endlich wieder Gelegenheit, nach Afrika zu reisen. Sie haben viele Bilder, Eindrücke und Geschichten mitgebracht, die sie bei der Mitgliederversammlung im April vortrugen.
Das Kloster Babété im Westen Kameruns wurde vor über 50 Jahren von Schweizer Benediktinerinnen gegründet und aufgebaut. Längst wird das Kloster von Schwestern aus Kamerun geleitet und immer wieder erweitert. Die Gemeinschaft setzte und setzt sich stark für die Menschen in ihrer Umgebung ein. Und so kam zur Landwirtschaft und Viehzucht ein Waisenhaus, dann eine Schule, eine Krankenstation und aktuell eine Unterkunft für Geflüchtete.
Das Kloster liegt im Grenzgebiet zwischen frankophoner und anglophoner Bevölkerung – und in Kamerun tobt seit 2016 ein Krieg zwischen anglophonen Separatisten und der Zentralregierung, eine der zahlreichen blutigen „Nachwirkungen“ des europäischen Kolonialismus. Die Menschen leben in Angst vor Militär und Gendarmerie, vor bewaffneten Separatisten und Räuberbanden. Schätzungen der UN zufolge gibt es 1 Million Binnenflüchtlinge, Millionen Menschen sind auf humanitäre Hilfe angewiesen. Friedensbemühungen durch die UN, das Europäische Parlament, die Katholische Kirche und andere sind gescheitert und mittlerweile gilt der Krieg als einer der „vergessenen Kriege“.
Die Schwestern in Babété versuchen, so gut es geht zu helfen und ihren Alltag zu organisieren, denn die Gemeinschaft lebt von Herstellung und Verkauf ihrer Produkte. Die Bäckerei backt Kekse und Hostien, die Hühner liefern Eier, die Kühe Milch, die Schweine Fleisch, die Bienen Honig. Auf den Feldern wachsen Mais, Bohnen, Erbsen, Yams und vieles mehr. Früchte wie Ananas, Mango, Bananen werden getrocknet oder zu Marmeladen verarbeitet. Aus Kräutern wird Medizin, aus Kokos- oder Avocadoöl werden Seifen und Körperpflegemittel.
Viele Kinder aus dem 2005 als Nothilfe für Babys gegründeten Waisenhaus „Zum Barmherzigen Samariter“ sind mittlerweile schon „groß“, haben eine Ausbildung und helfen in der Gemeinschaft mit. Viele Menschen aus den umliegenden Dörfern finden in der Klosteranlage Arbeit zu fairem (Mindest)Lohn. Auch viele Geflüchtete packen mit an und bauen sich eine Existenz auf. Das Kloster bietet ihnen neben Schutz und geistlichem Zuspruch, Unterkunft, Schule und Ausbildung für die Kinder auch Land zum Anbau von Nahrungsmitteln, Arbeit in der Hauswirtschaft, im Handwerk und in der Landwirtschaft.
Es gibt schon seit längerem eine Vor- und Grundschule mit etwa 200 SchülerInnen (auch aus den umliegenden Dörfern) zwischen 4 und 11 Jahren, in der inzwischen neben französisch auch englisch unterrichtet wird.
Es gibt eine Krankenstation mit festangestellten Pflegekräften, allerdings ohne Arzt.
Die Coronakrise hat auch Babété nicht verschont, es gab einige Todesfälle, viele Infizierte, Kranke und Genesene. Und wie überall in Afrika gab und gibt es viel zu wenig Impfstoff und behandelt wurde mit Heilpflanzen wie Artemisia, Ingwer, Eukalyptus, Chloroquin.
Die Finanzierung des klösterlichen Alltags ist nach wie vor schwierig: Es gibt die mehr oder weniger regelmäßigen Einkünfte aus landwirtschaftlichen und handwerklichen Aktivitäten, aber es gibt keine regelmäßige finanzielle Unterstützung, insbesondere keine staatlichen Hilfen. So wurde die Trinkwasseranlage mit Filtersystem, die auch von der Dorfbevölkerung genutzt, hauptsächlich von Einzelpersonen und dem Mutterkloster finanziert. Das Mutterhaus in Sarnen finanziert die eine oder andere Infrastrukturmaßnahme und der Weltladen Flein sowie Einzelspender helfen gelegentlich aus.
Manchmal erreicht den Weltladen oder Familie Herbst ein Hilferuf aus Babété, und häufig auch überschwängliche Dankeschöns, wenn die Hilfe angekommen ist.
Bruni Müllner
Mes chèrs amis!
Zu Weihnachten schreibt man sich. Briefe, bunte Postkarten und – ganz modern – Mails und WhatsApps sind kreuz und quer unterwegs, rund um den Erdball.
Auch von Schwester Odette, dem Weltladen und seinem Umfeld bestens bekannt als die Oberin des Klosters Babété in Kamerun, kam eine neue Nachricht per WhatsApp. Das Kloster ist nahe der unsichtbaren, aber nichtsdestotrotz weiter heftig umkämpften Grenze im frankofonen Landesteil gelegen. Die Oberin steuert mit Gottvertrauen, Mut und Humor die ihr anvertraute Kommunität mit Landwirtschaft, Waisenhaus und Zufluchtsort für Flüchtlinge durch Bürgerkrieg und Coronakrise. Schwester Odette ist davon überzeugt, dass es göttliche Fügung war, den Totalausfall der Wasserversorgung (das Kloster bezieht sein Trinkwasser direkt aus dem nahen Fluss und aus einem Brunnen) und die jüngste Spende aus Flein zeitlich zusammen fallen zu lassen. Und sie wäre keine fromme Nonne, wenn sie nicht gleich ein Bibelzitat zur Hand hätte: „Ich war durstig, und ihr habt mir zu trinken gegeben“ (Mt 25,35).
„Dieu vous bénisse richement“ - Gott segne euch reichlich!
Und „Je vous embrasse“ - ich umarme euch – könnte sie noch angefügt haben, wenn die Corona-Regeln das Umarmen erlaubten …
Übrigens: Babété kann man schmecken – süße Sachen des Klosterladens kommen via Münsterschwarzach (Anselm Grün) auch nach Flein, die würzigen getrockneten Ananas-Scheiben und … Mmh!
P.S. In das notdürftig fließende Wasser mischt sich ein großer Wermutstropfen: „Die Zahl der Angesteckten wächst ständig. Es ist nicht einfach.“
(Spenden werden vom Weltladen Verein direkt weitergeleitet: Konto-Nr. DE39 6206 2643 0044 9410 13. Verwendungszweck: Babété. Für Spendenquittung bitte Absenderadresse angeben.)
H.E.
Eine besondere Spende
Es ist ja nicht üblich, über einzelne Spenden oder Spender*innen zu berichten, aber heute machen wir mal eine Ausnahme.
Es gibt mehrere Personen, die unserem Weltladen wiederholt Geld zuwenden, speziell zur Weiterleitung an die fleißigen und tapferen Schwestern im Kloster Babété. Dazu gehört ein fahrradbegeisterter junger Mann, der beschloss, sein Hobby für den guten Zweck nutzen. Eines seiner Rennräder richtete er attraktiv her, bot es zum Verkauf an und berichtete uns anschließend: „Durch die aktuelle Verknappung von Fahrradteilen und Kompletträdern konnte ich einen guten Preis erzielen. Die Käuferin hat auch gar nicht handeln wollen, als ich ihr sagte, wofür ich das Geld spenden werde. Sie hat dafür noch ein wenig Zubehör aus meinem Lager bekommen.“
So konnte der Weltladen mit einer großzügigen Banküberweisung sofort reagieren, als aus Kamerun die jüngsten Nachrichten kamen. Schwester Odette schreibt: „Auf dem Gelände des Klosters gab es ein Feuer und das Gras für die Kühe ist verbrannt...
Die Kinder sind fast alle krank von der Hitze. Und Corona ist so mächtig geworden und es gibt keine Tests mehr. Die wenigen, die verfügbar sind, sind so teuer, auch die Behandlung . - Ich kaufte auch Wasserrohre. Unsere bisherige Wasserversorgung ist ausgetrocknet. Wegen der großen Hitze bauten wir zusätzlich einen Brunnen und kauften einen Tank. Es gibt so viel Arbeit, es ist wirklich nicht einfach. - Heute Abend wurde ein Baby in unser Waisenhaus gebracht. Wir sind sehr überrascht.
Vielen Dank für alles.
J.H.
Großer Dank an alle Spender*innen
Am Weihnachtstag 2020 war sogar ein Fernsehteam im Kloster für einen Bericht in der Nachrichtensendung. „Das Kloster Babété hat im Laufe der Jahre einige 100 Flüchtlinge aus dem anglophonen Teil aufgenommen. Die Adventszeit ist eine große Zeit des Teilens“, erklärte die Journalistin und endete mit den Worten: „Am Endes des Jahres werden die Christen weiterhin ihre Stimmen für den Frieden erheben, damit dieses Kamerun in der Krisenregion ein besseres Morgen erleben wird“.
Als Schwester Odette, die Oberin und unsere Vertrauensperson, uns das Video schickte, ergänzte sie: „Wir haben eine Weihnachtsfeier für die Kinder gemacht und am 30. werden wir etwas Besonderes für alle Flüchtlinge tun.“ Da war im Kloster gerade aus Flein eine großzügige Geldpende eingetroffen, gesammelt vom Weltladenverein. Denn zu Weihnachten ist die Bereitschaft, die aufopfernde Arbeit der Nonnen in Kamerun zu unterstützen, besonders groß.
Lassen wir die Oberin in ihrem Jahresrückblick, der uns jetzt erreichte, weiter zu Wort kommen.
„Ich wünsche euch viel Segen und vor allem Gesundheit und Frieden, die der größte Reichtum für die Menschen bleiben! Ich hoffe, dass ihr das neue Jahr gut begonnen habt!
Im Laufe des Jahres 2020 haben eure mehrfachen Spenden dazu beigetragen, dass wir obdachlosen Flüchtlinge Unterkunft, Verpflegung und medizinische Versorgung bieten, sowie unsere Wasserstellen warten und Stromrechnungen bezahlen konnten. Monatlich wurde Essen verteilt. Und es gab so viele, die neu dazu kamen und sich nicht aus Angst um ihr Leben im Wald versteckten.
Wenn ich während der Verteilung die dankbaren und strahlenden Flüchtlinge sehe, füllen sich meine Augen immer mit Freudentränen, die mich an euch denken lassen. Ich bin fest davon überzeugt, dass Gott es euch hundertfach zurückgeben wird! Jeder, der eure Hilfe erhält, betet ständig für euch.
Ich sage vielen Dank.
Möge der Frieden immer mit euch sein.“
Kümmert uns Kamerun?
„Deutschland muss Vermittlerrolle übernehmen“, fordern Brot für die Welt und MISEREOR gemeinsam und begründen dies mit den historischen Beziehungen Deutschlands und Frankreichs zu Kamerun. Der Appell an die Bundesregierung, die EU-Ratspräsidentschaft und den Vorsitz im UN-Sicherheitsrat zu nutzen, diesen Konflikt beizulegen.
Welchen Konflikt?
Genau vor vier Jahren streikten Lehrerinnen und Lehrer in den englischsprachigen Provinzen des Landes, um damit gegen die Benachteiligung der anglophonen Bevölkerung friedlich zu protestieren. Die Unterdrückung durch die Zentralregierung und die Gegengewalt durch bewaffnete Unabhängigkeitsgruppen hatten bis jetzt über 3.000 Tote, 679.000 Binnenflüchtlinge, 58.000 Geflüchtete in den Nachbarländern und eine traumatisierte Bevölkerung zur Folge. Auch das mit uns sehr verbundene Kloster Babété ist schwer davon betroffen (wir berichteten immer wieder darüber). Weitere Informationen bei Brot für die Welt (Tel. 030. 65 21 11 833) und MISEREOR (Tel. 030. 44 35 19 88).
Ob man unsere Bundestagsabgeordneten darauf ansprechen kann?
H.E.
Das Grauen nimmt kein Ende - ein Hilferuf!
Als wäre das nicht genug: Die Bevölkerung im englischsprachigen Teil Kameruns wird seit Herbst 2016 von zwei Seiten bekriegt – von Regierungssoldaten und von verschiedenen Unabhängigkeitsbewegungen – mehr als 3000 Todesopfer, 680.000 Binnenflüchtlinge und etwa 60.000 Flüchtlinge sind die Folge. Und jetzt kam auch noch die Corona-Pandemie dazu, mit laxen staatlichen Vorsichtsregeln, weil ein Lockdown wirtschaftlich nicht lange durchzuhalten wäre.
Wir haben an dieser Stelle schon oft über das Benediktinerinnen-Kloster Babété berichtet. Nicht nur, weil wir den Import ihrer Trockenfrüchte nach Deutschland organisiert haben und die köstlichen Ananas in unserem Laden verkaufen, sondern weil die 14 afrikanischen Nonnen u. a. auch ein Waisenhaus mit mehr als 20 Kindern und eine kleine Krankenstation betreiben und der Weltladen Flein-Talheim diese soziale Arbeit mit Spenden unterstützt.
Seit 2018 beherbergt das Kloster nun schon regelmäßig mehr als 100 Binnenflüchtlinge, denen es Seelsorge, Nahrung, Ausbildung und Unterkunft bietet. Staatliche Hilfen gibt es dafür nicht. Aber was hat das Virus zusätzlich angerichtet? Dazu ein Auszug aus der jüngsten Nachricht der Oberin, Schwester Odette:
„Hier sind wir in völliger Quarantäne. Das Corona-Virus hat unsere Gemeinschaft wirklich getroffen, einige Schwester sind schon seit 1 Woche im Bett. Ich selbst bin sehr müde und sehe die anderen im ihrem Zustand ohne Kraft und ohne Appetit. Und die vielen Medikamente ...
Wir konnten 60 Tests an anderen durchführen, die als Mitarbeiter und Flüchtlingen direkt mit uns zusammenleben, aber wir haben es nicht für alle um uns herumgetan. Ich bin geschockt von der Realität. Wir müssen abwarten und schauen, was kommt ...
Letzte Woche starb ein Mädchen und gestern eine andere Person ... Ich mache mir große Sorgen um die älteren Schwestern. Aber ihre Tests sind negativ.
Wir beten viel, dass die Infektion in jeder Familie aufhört, in der es im Moment Krankenhauspatienten gibt. Überall das Gleiche - Fieber, Kopfschmerzen, Husten, Appetitlosigkeit, hohe Temperatur 39 bis 40 ...“
In der Krankenstation sind keine Medikamente mehr vorhanden, weil kein Geld zur Beschaffung zur Verfügung steht.
Der Weltladen hat in den letzten Tagen wieder eine Spende nach Babété geschickt. Auch Sie können zur Linderung der Not beitragen: Spendenkonto Weltladen Flein-Talheim, IBAN DE39 6206 2643 0044 9410 13, Stichwort: Spende Babété. Sie erhalten eine Spendenquittung, wenn Sie uns Ihre vollständige Anschrift mitteilen.
Die Notlage im Benediktinerinnen-Kloster Babété in Kamerun
hat sich leider nicht entspannt, wie wir durch unsere regelmäßigen Kontakte von Schwester Odette erfahren.
Nicht nur, dass dort die Zahl der Schutzsuchenden stetig anwächst. Ihre Versorgung mit Lebensmitteln wird noch dadurch erschwert, dass die Regierung den Anbau von Mais verboten hat, damit „Terroristen“ sich in den Pflanzungen nicht verstecken können. So musste im Kloster eben eine Ladung des Getreides unreif verteilt werden. Und jetzt kam noch die dringende Bitte aus dem angrenzenden Katastrophengebiet, einhundert Kinder aufzunehmen, um ihnen den Schulbesuch zu ermöglichen, denn seit drei Jahren sind alle Schulen in den westlichen, anglophonen Regionen geschlossen. Wie sollen sich die frankophonen Ordensfrauen entscheiden? Sie müssten u.a. Räumlichkeiten, Lehr- und Lernmaterial und englischsprachige Lehrkräfte bereitstellen. Mit dem Anbau neuer Klassenzimmer an die Klosterschule haben sie erstmal begonnen…
Das sind nur zwei von vielen, vielen Problemen, die in dem Kloster täglich bewältigt werden. Und der Weltladen Flein-Talheim unterstützt die Nonnen dabei seit langem, dank der großen Spendenbereitschaft unserer Kund*innen und Gönner. Es gibt noch viel zu tun.
Wer helfen will – wir planen unsere nächste Geldüberweisung ohne jeden Abzug Mitte Oktober 2019 – kann das Spendenkonto unseres Weltladenvereins nutzen: IBAN 39 6206 2643 0044 9410 13. Kennwort: Kloster Babété. Spendenquittung nur bei Angabe der Absenderanschrift.
J.H.
Kollekte für Kamerun
Die ehemalige (bis 1919) deutsche Kolonie Kamerun in Zentralafrika erlebt seit drei Jahren einen schweren politischen Konflikt, der erst in den letzten Monaten so langsam bekannter wird. Großen Anteil an der Öffentlichkeitsarbeit hat die Basler Mission Deutscher Zweig.
Von dem Bürgerkrieg zwischen der frankophon dominierten Regierung Kameruns und dem anglophonen Landesteil ist auch schwer betroffen das Kloster St. Benoit in Babété bei Mbouda, zu dem der Weltladen seit langem gute Beziehungen pflegt. Das Problem des Klosters, dessen Schwestern sich vor dem Konflikt hauptsächlich Waisenkindern widmen konnten, ist, dass es nun von vor dem Terror beider Bürgerkriegsparteien fliehenden Menschen regelrecht überrannt wird. Diese suchen Schutz, Hilfe, Verpflegung und Unterkunft – und finden das alles auch im Kloster. Die Schwestern sind aber dadurch in großer finanzieller Not – woher das Geld nehmen für die Versorgung so vieler Menschen?
Dieser Notfall hat die Evangelische und die Katholische Kirchengemeinde veranlasst, die Kollekte des ökumenischen Gottesdienstes beim Fleiner Weinfest dem Kloster Babété als Beitrag in diesen schweren Zeiten zur Verfügung zu stellen.
Der Weltladen bedankt sich im Namen der Schwestern herzlich für diese großzügige Geste der Nächstenliebe.
H.E.
„Tragödie im Westen Kameruns“
Hier das angekündigte Interview mit unserem Mitarbeiterehepaar Christa und Jens Herbst zum Thema Kamerun.
Frage: Christa und Jens, ihr seid viel- und weitgereiste Leute. Was reizt euch an Afrika und besonders an Kamerun, das ja auch einmal deutsche Kolonie war?
Antwort: Wir haben vor allem die Menschlichkeit, Spontaneität und Fröhlichkeit der Menschen – trotz schwieriger Lebensbedingungen, eine große Gastfreundschaft und Hilfsbereitschaft erfahren und schätzen gelernt.
Ist von der „deutschen Vergangenheit“, die bis 1916 ging, noch etwas zu spüren?
Ja, an vielen Orten trifft man noch auf technische, bauliche Einrichtungen, wie z.B. die einzige Eisenbahntrasse, Gebäude und Brücken. Man wird als Deutscher zu diesen Stätten geführt. Und unsere Gastgeber sind stolz darauf; die kolonialen Gräueltaten sind vergessen.
Ihr habt in Kamerun im Kloster Babété ein festes Ziel – nicht nur eine Unterkunft, sondern ein Stück Heimat. Was hält euch in letzter Zeit davon ab, weiter nach Kamerun zu fliegen?
In den letzten zwei Jahren hat sich die innenpolitische Situation in den englischsprachigen Regionen so drastisch verschlechtert, dass uns unsere kamerunischen Freunde aus Sicherheitsgründen dringend von einer Reise abraten. Auch das deutsche Auswärtige Amt hat eine Reisewarnung veröffentlicht: „Gewaltsame Auseinandersetzungen zwischen Sicherheitskräften und separatistischen Gruppierungen mit Toten und Verletzten dauern in beiden Regionen an“.
Also der Bürgerkrieg, dem ja ein Aufstand der sich unterdrückt fühlenden anglophonen Bevölkerung zugrunde liegt. Steht dieser Teil – etwa 20% der Gesamtbevölkerung – nicht mehr unter dem Schutz von Großbritannien?
Nein, Kamerun ist seit 1960 formal unabhängig. Wir bedauern aber sehr, dass die ehemalige Kolonialmacht Frankreich, die mit Kamerun heute noch wirtschaftlich eng verflochten ist, nicht mäßigend eingreift.
Kamerun – offiziell République de Cameroun – exportiert u.a. Kakao, Kaffee, Baumwolle, Kautschuk, Erdöl und Erdgas – eigentlich kein armes Land – oder?
Ein reiches Land! Aber ein Großteil der Gewinne fließt nach Frankreich, wo die Investoren sitzen. Reiche einheimische Eliten bedienen sich aus den Naturschätzen, z.B. durch illegalen Verkauf von Tropenholz. Außerdem ist Korruption weit verbreitet. Trotzdem: Es gibt praktisch keinen Hunger. Es leiden im Norden des Landes jedoch die in der Landwirtschaft tätigen Ethnien, z.B. der Haussa, und die nomadisierenden Viehzüchter, z.B. die Fulbe, unter dem Klimawandel, weil der Regen ausbleibt. Der ganz an der Nordspitze Kameruns gelegene Tschadsee ist bereits auf ein Drittel seiner ursprünglichen Größe geschrumpft.
Das Waisenhaus und aus aktuellem Anlass auch das Kloster in Babété wird vom Weltladen Flein und privaten Spendern finanziell unterstützt. Glaubt ihr, dass dieses Geld gut angelegt ist, auch nachhaltig?
Auf jeden Fall! Die Schwestern unter ihrer Leiterin Odette legen großen Wert darauf, dass die Waisenkinder bei ihnen eine gute Schulausbildung bekommen, der sich oft eine handwerkliche Ausbildung anschließt, z.B. in der Tierzucht, als Gärtner oder Bäcker. Da es sich bei den Kindern meist um „Sozialwaisen“ handelt, bietet das Kloster für sie auch ein „Ersatzfamilienleben“. Und bei der Flüchtlingsnothilfe hoffen wir, dass sie nicht auf Dauer erforderlich ist.
Nochmals zu den derzeitigen politischen Verhältnissen: Dem seit 36 Jahren regierenden 86-jährigenPräsidenten und seiner Familie wird ein Leben in Luxus vorgeworfen, wie die Zeitschrift Welt-sichten“ in der neuesten Ausgabe berichtet. Das könnte man hinnehmen, wenn der Bürgerkrieg nicht wäre, zu dessen Ende die Basler Mission mit einer Petition, überschrieben mit „Frieden durch Gerechtigkeit in Kamerun“ aufruft. Kann man diesen Aufruf nach eurer Kenntnis des Landes unterschreiben?
Unabhängig vom Bürgerkrieg klagen wir das korrupte Luxusleben des Präsidenten von Kamerun an, weil der Bevölkerung die öffentlichen Reichtümer gestohlen werden. Aber zur Petition: Sie analysiert die politische Situation in Kamerun ausgewogen und richtet sich an einflussreiche Verantwortliche in unserem Land. Wir werben sehr für möglichst viele Unterschriften, um dem Ruf nach kurzfristiger Beendigung der Tragödie im Westen Kameruns großes Gewicht zu verschaffen. Die Petition liegt zur Unterschrift im Weltladen aus oder ist online verfügbar unter https://brennpunktkamerun.org/?p=1068.
Ihr werdet am Montag, 29. April ab etwa 20 Uhr im Alten Rathaus in Flein mit Bildern
über eure Kamerunerfahrungen berichten. Was hat der Zuhörer / die Zuhörerin (außer den köstlichen Proben der unvergleichlich leckeren Ananasschnitten) zu erwarten?
Viele Informationen unter dem Titel „So haben wir Kamerun kennen gelernt – und das ist
der Zustand heute“. Das wird leider nicht so „köstlich“.
Was heißt „Willkommen!“ in der Verkehrssprache der Bevölkerung Kameruns?
Auf Pidgin sagt man „I salome oh“.
Also dann: „I salome oh“ am 29. April im Alten Rathaus in Flein!
H.E.
Très chers amis et bienfaiteurs
- in bewegten Worten bedankt sich Soeur Odette bei ihren lieben Freunden und Wohltätern!
Wie, Sie kennen Schwester Odette nicht? Kein Wunder, leben doch sie und ihre Mitschwestern viele Flugstunden entfernt im afrikanischen Kamerun. Sie (43) ist dort die Vorsteherin des Klosters St. Benoît nahe der Stadt Mbouda im kleinen Dorf Babété.
St. Benoît deutet schon darauf hin: Das Kloster mit Waisenhaus ist dem Ordensgründer der Benediktiner gewidmet, dem Hl. Benedikt von Nursia/Umbrien, wo er im Jahre 480 geboren ist. 40 Jahre später wurde er der erste Abt von Montecassino und prägte die weltbekannte Regel „ora et labora“ - bete und arbeite.
Diesem Motto werden auch die Schwestern von Babété nach allem, was man über sie hört (unser Mitarbeiter-Ehepaar Christa und Jens Herbst waren mehrmals dort und haben bis heute regelmäßigen Kontakt zum Kloster), mehr als gerecht: Nicht nur, dass sie Waisen aufziehen und ausbilden, nein, auch viele Menschen aus dem Bürgerkriegsgebiet (Mbouda liegt nahe der Grenze zum englischsprachigen Teil des Landes) suchen ebenso Unterschlupf im Kloster wie die Armen aus der nächsten Umgebung. Zur Eigenversorgung bewirtschaften die Nonnen gärtnerische und landwirtschaftliche Flächen. Zum Weiterverkauf stellen sie Joghurt her, halten 500 Legehennen zum Eierlegen und produzieren Trockenfrüchte (in Deutschland über die Abtei Münsterschwarzach vertrieben, auch an unseren Laden), das bringt etwas Geld in die Kasse.
Aber was ist eigentlich los in Kamerun? Bald nach der Unabhängigkeit charakterisierte ein großer Weltatlas 1962 das Problem so: „Kamerun ist ein Musterbeispiel dafür, wie aus einem willkürlich begrenzten Kolonialgebiet nun ein selbständiger Staat entstehen soll“ - an die Berliner Afrikakonferenz 1884 sei erinnert.
Der kleine englischsprachige Teil und der deutlich größere französischsprachige Teil waren trotz Volksentscheid von Anfang an latent eine konfliktträchtige Konstruktion. In der Ausgabe vom 23. 11. 18 titelte nun aber das Publik Forum: „Im Westen tobt ein Bürgerkrieg“ und ließ für den Bericht einen evangelischen Pfarrer – selbst unmittelbar Betroffener – telefonisch zu Wort kommen. Aktuelle Infos auch unter http://brennpunktkamerun.org.
Weil sich die meisten Bürger im anglophonen Teil des Landes unterdrückt fühlen (oder es sind?) und mit demokratischen Mitteln erfolglos mehr Rechte forderten, riefen Separatisten dort 2017 symbolisch den Staat Ambazonien aus. Die französisch dominierte Regierung bezeichnet die Separatisten, die sich selbst „Amba-Fighters“ nennen, als Terroristen und bekämpft sie gnadenlos, der Präsident hat ihnen ausdrücklich „den Krieg erklärt“. Die Gewalt eskaliert auf beiden Seiten. Die Regierungstruppen werden beschuldigt, auf der Suche nach Amba-Boys ganze Dörfer niedergebrannt zu haben. Nach UN-Berichten sind 300.000 Kameruner ins Nachbarland Nigeria geflohen. Wer in die andere Richtung flüchtet, hat vielleicht Glück und landet im Kloster St. Benoît – siehe oben. Das sind diejenigen, die Soeur Odette „refugiés de la crise sociopolitique“ nennt, Flüchtlinge der Krise, die das Land seit zwei Jahren erschüttert.
Die Menschen, die unserem Spendenaufruf gefolgt sind, sollen wissen, dass ihr Geld in Babété angekommen ist und dringend gebraucht wird. Vielen Dank!
Für 2019 wünschen uns Schwester Odette und ihr ganzer Konvent „Prospérité, paix, joie, amour et beaucoup de sourire“, also Wohlstand, Frieden, Freude, Liebe und viele schöne Momente!
H.E.